Dienstag, 28. August 2007

Wikiscanner und die Folgen

Er ist eingeschlagen wie eine Bombe: Der Wikiscanner (bzw. hier für die deutsche Wikipedia) Und zugegeben, auch wenn das, was er tut, eher trivial ist, so ist es doch mal wieder die Zusammenführung von existierender Information, die plötzlich eine völlig neue Sichtweise ermöglicht.

Für alle, die sich noch nicht mit dem Wikiscanner auseinandergesetzt haben: Er analysiert einfach die IPs, die bei jeder Wiki-Änderung hinterlegt werden, gegen die offiziell zugeteilten IP-Ranges und kann damit vielen Wiki-Einträgen einen "Urheber" geben. Das ist faktisch immer nur ein Unternehmensname, aber dennoch lässt der direkte Vergleich zwischen Eintrag und Unternehmen allzuoft deutliche Rückschlüsse zu. Nicht zu sprechen von kleineren Unternehmen, bei denen man eigentlich - wenn man sie kennt - fast schon die Person ausmachen kann, die hinter einer Änderung steht.

Ein einfaches Beispiel

Die deutsche Microsoft geht über MS Dublin ins Internet, im deutschen Wiki werden primär deutsche Microsofties editieren, ein kurzer Blick in den Wikiscanner und wir dürfen uns 163 Änderungen ansehen:

http://wikiscanner.virgil.gr/f_DE.php?ip2=213.199.128.0-143.255

Neben lustigen Einträgen (was ist denn nun ActiveX?? Wie lange gibt eine Kuh Milch?) mischt Microsoft natürlich auch bei den eigenen Produkten mächtig mit. Das ganze ist sehr überschaubar und birgt wenig Anlass zur Kritik, es zeigt aber die Möglichkeiten des Scanners sehr gut.

Die Konsequenzen

Sicher kann man jetzt viel über statische IP-Ranges schreiben (oder gar dem Lifetime IP-Feature von IPv6 uns seine Folgen in diesem Kontext). Mir geht es aber um etwas anderes:

Der Wikiscanner zeigt, welche Folgen lanfristige IP-Speicherung hat. In der Debatte um "Vorratesdatenspeicherung" sollte spätestens jetzt auch der letzte Anti-Terror-Schreihals aufwachen: Die Profilierung von Individuen wird perfektioniert. Es wird immer wieder zu versehentlichen Veröffentlichungen von IP-Bewegungsdaten kommen und es gibt kein Vergessen. Auch in 10 Jahren kann die eigene Jungendsünde zwar verjährt sein, aber immer noch im Netz kursieren. Und es wird Mashups geben, die auf einen Blick alle Daten zusammentragen und sehr binär über die eigene Zukunft entscheiden.

Ich werde hoffentlich bald mal Zeit finden, das ganze prototypisch in ein eigenes Mashup gegen Wiki / Foren / AOL Suchliste / Google Groups laufen zu lassen, aber ich denke es müsste schon so recht klar geworden sein: Die eigene Spur ist mit einem Log Off oder dem Schliessen des Browserfensters noch lange nicht vernichtet...

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